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Weißenburg, Wörth und Spichern, auf die Helden von Eonrcelles,
Mars la Tour und Gravelotte und schämte sich, bis jetzt nichts
mitgemacht zu haben.
90. Schlacht bei Beaumont.
(Brief eines 31 er über den Verlauf der Schlacht).
Lieber Bruder! Herzlichen Gruß zuvor. Das erste Mal wär's glücklich überstanden. Aber war das eine fürchterliche Musik in dem Gefechte bei Beaumont, gestern am 30. August! Die Kugeln flogen zischend um uns Her, als ob Erbsen gesät würden. Um uns und neben uns stürzten die Kameraden, aber uns beide (noch ein zweiter Bruder) hat der liebe Gott mit seinem Schilde gedeckt; ihm gebührt die Ehre und der Dank für Gesundheit und Sieg. Drei Adler, mehrere Geschütze, viele Lebensmittel und viel Kriegsmaterial fielen in unsere Hände. Unsere Landsleute sind noch alle gesund, aber viele andere haben den Sieg mit ihrem Leben bezahlt. Das Gefecht dauerte von mittags um 12 bis abends 8 Uhr. Um 1 Uhr rückten wir zum ersten Male ins Feuer
und um 6 Uhr das zweite Mal. —
Unser Regiment stand im zweiten Treffen, aber die Reihe kam bald an uns. Als wir vor mußten, kamen uns die Kugeln aus weiter Entfernung entgegengeflogen. Aber wir rückten ganz gefaßt und schnell vor, so schnell, daß wir große Massen Franzosen in ihren Zelten überraschten und sie wie Hasen aus dem Kohlfelde trieben. Sie waren gerade beim Kochen und mußten alles im Stiche lassen, als wir unter ihre Zelte wie Bomben fielen und dazwischen herumwirtschafteten. Eine Menge Munitionswagen und verschiedenes Zeug fiel in unsere Hände.
Lieber Bruder! Ich habe Dich oft hergewünscht, um nur diese bunte Geschichte einmal mit anzusehen. Am äußersten Lager wurde große Nachschau abgehalten, und alles, was uns anstand von den Sachen, weggenommen. Ich saßte einen Topf mit Reis. der gerade mundrecht war, und ließ ihn mir trefflich schmecken. Wir hatten den ganzen Tag nichts gegessen. Ueberhaupt gab's die letzten Tage schmale Bissen, nur jeden Tag einen halben Zwieback. Gern hätte ich für ein Pfund Brot 5 Sgr. bezahlt, aber es war durchaus nichts zu bekommen. Die Franzosen hatten alles mitgehen heißen, und die Bewohner gaben nichts her; eine schlechte Sorte Menschen. Hier fanden wir nun Brot die Fülle und konnten uns wieder eine Güte tun.
Dann ging's weiter über Berg und Tal bis zu einem Dorfe und einer Mühle daneben. Wie es heißt, weiß ich nicht, du wirst's vielleicht besser erfahren. Hier hielt es Hart; ich habe allein an dieser Stelle 20 Patronen verschossen. Unsere Artillerie feuerte fürchterlich und fchoß das Dorf in Brand. Die Herren Franzosen mußten heraus, sie mochten wollen oder nicht, und rissen aus bis
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ten genannt hatten. Da verkündete auf einmal der Lehrer mit freudig erregter Stimme: „Kaiser Napoleon ist gefangen und mit ihm die ganze, in Sedan eingeschlossene Armee Mac Mahons." Ein brausendes Hurra durchtönte das Klassenzimmer. Mit dem Unterricht war's vorbei, die Schule wurde geschlossen. Mit lautem Hurra ging's hinaus aus die Straßen, auf welchen ein außergewöhnlich reges Leben herrschte.
Die neue, frohe Botschaft hatte sich mit zauberhafter Schnelligkeit in der Stadt verbreitet. Schon wehten auf den öffentlichen Gebäuden und vielen Bürgerhäusern die Fabnen, und der Flaggenschmuck vermehrte sich von Minute zu Minute. In einzelnen Ltraßen bildeten die dicht niederhängenden Fahnen einen richtigen Traghimmel. Gegen Mittag verkündeten das feierliche Geläut aller Glocken und der laute Donner der Geschütze ans dem Petersberge die Siegesbotschaft weiter ins Erfurter Gebiet und ins Thüringer Land hinein. Bei eintretender Dunkelheit erstrahlten unzählige Kerzen in den Fenstern fast sämtlicher Häuser; bis zu den Dachfenstern hinaus sah man die Lichter glänzen. In vielen geöffneten Fenstern standen die Büsten König Wilhelms, des Kronprinzen und des Prinzen Friedrich Karl. Sie waren mit Lorbeer bekränzt und in Blumen säst versteckt. Den großartigsten Anblick aber gewährte der durch Buntfeuer erleuchtete Dom, dessen gewaltige Umrisse aus dem Flammenmeer stolz emporragten.
So verlief die erste Sedanfeier in Erfurts Mauern.
b) Die französischen Gefangenen in Erfurt.
Bereits im August 1870 waren die ersten französischen Kriegsgefangenen in Erfurt eingetroffen und auf der Feste Petersberg untergebracht worden. Nach der Schlacht von Sedan trafen sie
dann in immer größerer Zahl ein. Sie fanden Aufnahme in den leeren Wagenhäusern und in den Räumen des Exerzierhauses, vor allem aber in dem Zeltlager aus dem Johannesplatze. Die Höchstzahl der Gefangenen wird auf 17 000 geschätzt, eine gewaltige Zahl, wenn man bedenkt, daß Erfurt damals nur 40 000 Einwohner hatte. Tatsächlich bot die Stadt in den Kriegsiahren auch den Anblick einer französischen Garnison. Die gefangenen Offiziere, welche über größere Geldmittel verfügten, durften in Bürgerhäusern wohnen. Sie bewegten sich frei auf den Straßen und boten in ihren verschiedenartigen, bunten Uniformen einen malerischen Anblick.
Besonderen Reiz Hatte für uns Jungen der Besuch des französischen Zeltlagers auf dem Johannesplatze, yj. dem selbst von nah und fern die Besucher in übergroßer Zahl herbeiströmten. — Neugierig sahen wir hier den verschiedenartigen Spielen der Gefangenen zu. Einige spielten Kegel, andere Lotto oder Glücksrad, noch andere warfen mit Geldstücken nach einem Ziel. Hier Zeigten mehrere ihre Fertigkeit in der Bereitung leckerer Mahlzei-
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Extrahierte Ortsnamen: Sedan Erfurts Erfurt Erfurt Sedan Johannesplatze Erfurt Johannesplatze
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89. Einzug in Feindesland,
Sammlung der Regimenter: Am 16. Juli 1870 frühmor-
gens ging den Erfurter Regimentern (31. u. 71.) der Mobilmachungsbefehl zu. Wie überall in Nord und Süd, so wurde er er auch hier mit lauter Freude aufgenommen. Bald trafen voll Jubel und mit Singen der „Wacht am Rhein" die Reservisten in Erfurt ein. Sie waren zumeist mit dem Erinnerungskreuz an 1866 geschmückt. Nicht übermäßiges Siegesvertrauen erfüllte die Herzen. Mau war sich bewußt, daß ein schwerer Kampf bevorstand. Aber das Vollgefühl der Kraft, das von den alten Mannschaften ausging, entflammte auch die jüngsten Soldaten und erfüllte alle mit sicherem Vertrauen auf den Ausgang des Krieges.
Ans der Fahrt nach Mannheim: Zehn Tage später rückten die Regimenter unter dem Jubel der Erfurter Bürgerschaft nach Mannheim zur Ii. Armee ab, deren Führer wieder wie im Jahre 1866 Prinz Friedrich Karl war. Lauter Jubel brauste ihnen auf allen Stationen entgegen. Der Weg führte die Truppen durch Mitteldeutschland. Mit eigenen Augen erblickten sie noch einmal alle die Herrlichkeiten des Vaterlandes, für das sie jetzt Blut und Leben einsetzten. Für ein solches Stück Erde war der Einsatz nie und nimmer zu teuer!
Mit nicht endenwollendem Hurra wurde bei Mannheim der stolze Vater Rhein begrüßt. Als dann aber die Regimenter über die Rheinbrücke marschierten, da brach es los aus tausend Soldatenkehlen wie Sturmgebraus, und die Taufende von Mannheimern, die das Geleit gaben, fielen begeistert ein:
„Es braust ein Ruf wie Donnerhall,
Wie Schwertgeklirr und Wogenprall,
Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen Rhein,
Wer will des Stromes Hüter fein?
Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
Fest steht und treu die Wacht am Rhein!"
Einmarsch in Feindesland: Am 7. August überschritten
beide Regimenter mit weithin schallendem Hurra die französische Grenze. Doch ein mißgünstiges Geschick ließ sie diesmal nicht an den ersten, großen Siegen teilnehmen. Seit dem 20. August von der Ii. Armee abgetrennt und der Maas-Armee unter dem Kronprinzen von Sachsen zugeteilt, war ihr Marsch nach Norden aus Chalons gerichtet. Ihre Aufgabe war, im Verein mit der Iii. Armee den Feind, wo er sich auch stellen würde, zu faffen und ihn möglichst von Paris ab nach Norden zu drängen. Doch Tag für Tag ging hin, und kein Feind ließ sich blicken! Nichts weiter als ewiges Marschieren bei glühender Hitze oder strömendem Regen, ewiges Biwakieren, ewiges Vorpostenstehen! Alles zunächst wie 1866, nur kein Feind! Unter den Truppen herrschte darum eine allgemeine Enttäuschung. Man war neidisch aus die Sieger von
16
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Extrahierte Ortsnamen: Nord Rhein" Erfurt Mannheim Mannheim Mannheim Vater_Rhein Rheinbrücke Zum_Rhein Rhein Rhein Rhein Maas-Armee Sachsen Paris
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giments, welcher zugleich meine Feuertaufe war, mir stets im Gedächtnis bleiben."
96. nach und vor Pfalzburg.
(Brief eines Erfurter Unteroffiziers vom 71. Landwehr*Reg.).
„Baracques de Lutzelbourg, 26. Aug. 1870. Nach vielen Krenz-und Querzügen sind wir endlich am vorigen Sonntage an dem Orte unserer Bestimmung, nämlich vor der Festung Pfalzburg, angelangt. Unsere Fahrt nach Landau wurde in Oggersheim hinter Worms unterbrochen und von hier aus Weißenburg in Eilmärschen erreicht. Die Vorstadt sowohl, als die Stadt selbst, namentlich die Gegend um den Bahnhos, zeigte noch überall die Spuren des neulicheu Kampfes. Die Häuser waren stellenweise von Kugelspuren dicht übersät, vermutlich Wirkungen der Kugelspritzen. Lange Reihen eroberter Geschütze, Kugelspritzen, Schießbedarf- und Gepäckwagen, welche unseren Kompanien jetzt vortreffliche Dienste leisteten, standen am Bahnhof aufgefahren. Von Weißenburg marschierten wir in zwei Tagen nach Buchsweiler, wo Ruhetag war. Hier kam etwas Leben in die Reihen, denn nach einer eingegangenen Drahtmeldung sollte sich in der Nähe der Stadt eine französische Division herumtreiben, welche unser abgesondertes Land-wehr-Balaillon, das mit 20 Patronen bewaffnet, ohne Oberst, ohne General, ohne Arzt, unter der Leitung eines Majors in Frankreich herumlief, sicher mit Haut und Haaren verschlungen hätte. Mit geladenen Flinten wurde unter großen Vorsichtsmaßregeln und noch größerer Aufregung am folgenden Tage nach Zabern (Saverne) marschiert, ohne jedoch eine Spur der vermeintlichen Division zu sehen. Am Abend sollten wir noch den kleinen Marsch von 6 Stunden nach Saarburg machen, glücklicherweise traf aber in Lützelburg, zwei Stunden von Zabern, der Besehl ein, Halt zu machen. Eine Depesche des Kronprinzen befahl nämlich, daß die beiden ersten Landwehr-Bataillone, welche durch Lützelburg marschieren würden, das 51. Linienregiment, welches zur Einschließung vor Pfalzburg lag, ablösen sollten. Infolgedessen bezogen wir am andern Morgen in einem Dörfchen, eine Viertelstunde von der Festung entfernt, Quartier, und ich hatte sogleich die Ebre, auf Feldwache zu ziehen.
Die Herren Franzosen in der Festung leisten ihr Möglichstes, uns zu beunruhigen und über ihre Stärke zu täuschen. Den ganzen Tag und die ganze Nacht hörte das Schießen nicht auf, wenigstens in den ersten Tagen; glücklicherweise schießen sie aber so schlecht und auf so große Entfernungen, daß sie vom 51. Regiment, welches 8 Tage vor der Festung lag, nur einen Soldaten leicht verwundet haben.
Seit 3 Tagen haben wir unsere Quartiere verändert und liegen jetzt in einem elenden Dorfe, Baracques de Lutzelbourg, wo
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nahm nicht nur Deutschland, sondern die ganze gebildete Welt innigen Anteil.
toqr sein letzter Geburtstag. Am 9. März 1888 entschlief der Begrünber des neuen Deutschen Reiches der erste Deutsche Kaiser. Ihm folgte sein Sohn
Kaiser Friedrich Iii.
Friedrich Iii. würde am 18. Oktober 1831 zu Potsbam geboren, feeleitet von einer liebevollen Mutter, verlebten er und 1 eine Schwester, die Prinzessin Luise, eine glückliche Jugend, ^ach alter i^itte des hohenzollernschen Hauses muß sich 'jeder J-'ruiz eine Zeitlang mit einem Handwerk beschäftigen. Kronprinz friebrich lernte -Tischlerei und Buchbinderei. Nachdem er von tüchtigen Lehrern den ersten Unterricht in den Wissenschaften erhalten hatte,_ bezog jr die Universität Bonn. Bis zu seinem Ende hat er seiner Studienzeit ein treues Andenken bewahrt.
. Dabei setzte er auch seine militärischen Studien fort, und es joute mcht gar lange dauern, bis er als Soldat und Feldherr die ersten Lorbeeren pflücken bürste. Es war im Jahre 1866. „Durch die Gnade und das Vertrauen meines Königlichen Vaters," heißt es in einem Tagesbefehl an seine Armee, „an Eure Spitze gestellt, bin ich stolz daraus, als der erste Diener unseres Königs mit Euch Gut und Blut einzusetzen für die heiligsten Güter des Vaterlandes." Bei Königgrätz*) hat der Kronprinz fein Wort eingelöst. Sehnsüchtig richteten in dieser ech lacht König Wilhelm ut>d seine Generale den Blick nach Osten und spähten, ob die Armee des Kronprinzen noch nicht anrücke. Der Kronprinz kam. Der Sieg bei Königgrätz ist hauptsächlich fernem rechtzeitigen Eintreffen zu verdanken. Zum Danke gab der König seinem Sohne auf dem Schlachtfelde den höchsten Orden: pour le merite.
Vier Jahre später begann der deutsch-französische Krieg. Am 4. August 1870 griff der Kronprinz die Stadt Weißenburg an. Nach der Schlacht stürzte ihm alles jubelnd entgegen. Selbst dte echtoerbertmmdeten streckten, ihre letzte Kraft anstrengend, nach dem glücklichen Sieger die Arme aus. Den zweiten Sieg erfocht er bei Wörth. König Wilhelm schrieb nach dieser Schlacht: „Welch ein Glück dieser neue große Sieg durch Fritz!" Darauf marschierte der Kronprinz auf Paris, entschied den Sieg bei oeban und nahm daun an der Einschließung von Paris teil. Nachdem dann fein Königlicher Vater zum Deutschen Kaiser ausgerufen worden war, wurde er Kronprinz des Deutschen Reiches.
später machte er große Reifen nach Italien, Spanien und England. Überall zog er durch feine stramme, soldatische
*) Vergl. Seite 136.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iii Friedrich Friedrich_Iii Friedrich Luise König_Wilhelm Wilhelm August Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Bonn Weißenburg Paris Paris Italien Spanien England
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und pflichttreue wanfenb zu machen. Der Lohn blieb uicht aus mir eine so große Besatzung war Metz nicht mit Vorräten ver^ sehen. Bald trat so großer Mangel ein, daß man die Pferbe schlachten mußte und Brot und anbere Lebensrnittel nur zu unerschwinglichen Preisen zu erlangen waren. Am 27. Oktober mußte Marschall Bazaine die Stadt übergeben, tooburch er nebst den Marschällen Leboeus und Canrobert mit 6000 Ossizieren und 178000 Soldaten in die Kriegsgefangenschaft nach Deutschland kam. Die Sieger erbeuteten 541 Geschütze, 102 Mitrailleusen, o3 Abler?) 300000 Gewehre und unermeßliche Borrate von sonstigen Ausrüstungsgegenstänben.
pariy ist die größte Festung der Welt. Die Stadt, in der über 2 Millionen Menschen wohnen, ist mit Wall und Graben in einer Ausbehnung von fast 4 Meilen umgeben. In einer Entfernung von 2—5 Kilometer von dem Walle zieht sich rings um bte innere Festung ein Kreis von 15 kleinen Festungen (#yorty), die beut belagernben Feinde die Annäherung fast unmöglich machen. Der Umfang bieses Kreises beträgt über 40 Kilometer. Beim Herannahen der Deutschen würden unermeßliche Vorräte in die Stadt geschafft. Die Besatzung bestanb aus 133000 Mann Nationalgarbe und 190000 Mattn Linientruppen, Seesolbaten, Mobilgarben und Freiwilligen. Die Pariser hielten es für unmöglich, daß bte Deutschen Paris belagern könnten. Und bennoch geschah es. Ungeachtet allen Wiberstanbes, bett ^ie Franzosen leisteten, war bte französische Hanptstabt am 20. Leptember von der britten und der vierten Armee, zusammen 150000 Mattn, in einem Umkreise von 11 Meilen eingeschlossen. Die Lage des deutschen Heeres war sehr schwierig. Fast Tag für -lag machte die Besatzung von Paris größere und' kleinere Ausfülle, und im Süben und Norben Frankreichs sammelten sich neue Heere, um die Hauptstabt zu entsetzen. Nach der Übergabe von Metz stieß ein großer Teil der zweiten Armee unter beut Prinzen Friedrich Karl zum Belagerungsheer von Paris. Da-burch würden nicht nur die Belagerer verstärkt, soitbern der tapfere Prinz becfte ihnen auch den Rücken gegen das französische Entsatzheer. Im ttörblichert Teile von Frankreich wachte die erste Armee, jetzt von General Mantenffel befehligt, darüber, daß bett Parisern keine Hilse zugeführt würde. Die Kämpfe an der Loire, die Eroberung von Orleans, die viertägige Schlacht und Beaugenct) in bett Monaten November und Dezember, enblich der glänzenbe Sieg des Prinzen Friedrich Karl bei Le Matts am 12. Januar 1871 bewirkten, daß das Belagerungsheer nichts ans dieser Seite zu befürchten hatte. Im Norben schaffte Man-teuffels feteg bet Amiens am 27. Dezember auf einige Zeit Ruhe.
*) Eine Art Fahnen gewisser Jnsanterieregimenter.
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heran. Die Nachrichten von heranrückenden Entsatzheeren erweisen sich als unwahr; Paris muß sich selbst befreien. Am 19. Januar wird mit 100000 Mann ein Ausfall gemacht, der letzte Versuch, den eisernen Ring der Belagerer zu durchbrechen. Vergebens; nach schweren Verlusten werden die Franzosen wieder in ihre Festung zurückgejagt.
Inzwischen hatte sich im Südosten Frankreichs ein neues französisches Heer gesammelt; es war die äußerste Kraftanstrengung, deren das Land sähig war. General Bourbaki machte einen letzten Versuch, die Deutschen zur Aufhebung der Belagerung von Paris zu zwingen. Die Nahrungsmittel für das ungeheure Belagerungsheer, der Bedarf an Munition für die Batterien mußten aus Deutschland herbeigeführt werden. Mehrere Eisenbahnlinien waren für diese Transporte ausschließlich in Anspruch genommen. Wenn die Franzosen sich dieser Eisenbahnen bemächtigten, so mußte bald der Nachschub an Truppen, Lebensrnitteln, Kriegsvorräten aus Deutschland ins Stocken kommen, und die Belagerung der französischen Hauptstadt mußte aufgehoben werden. Darum gedachte Bourbaki, über Befan^on gegen Norden vorzudringen ins obere Moseltal und ins Elsaß. Gelang dies, so konnte auch der Rhein überschritten und Süddeutschland heimgesucht werden.
Aber die „Wacht am Rhein" war aus ihrem Posten. General Werder hatte seit der Übergabe von Straßburg das französische Gebiet auf beiden Abdachungen der Vogesen behauptet und worunter blutigen Gefechten bis Besanyon und Dijon vorgedrungen. Beim Herannahen von Bonrbakis Heer, das 150 000 Mann zählte, denen die Deutschen nur uugesähr 70 000 entgegen stellen konnten, ging Werder in eine feste Stellung aus der Linie Mont-beliard, Hencourt, Frahier zurück, um hier den Feind zu erwarten. Es war eine furchtbare Kälte, das Land weithin mit Schnee bedeckt. Am 14. Januar 1871 begannen die Franzosen den Angriff auf der ganzen Linie. Die deutschen Krieger — die Hälfte waren Badener — wankten und wichen nicht, obgleich sie einer gegen drei fochten. Drei Tage dauerte nun der Kampf; das kleine deutsche Heer schien von der Masse der Feinde erdrückt zu werden; aber mutig hielten sie aus; sie wußten, was aus dem Spiele stand. Nachdem am Abende des 17. der letzte Sturm der Franzosen blutig abgeschlagen war, trat Bourbaki den Rückzug an. Es war zu spät; denn schon nahte in Eilmärschen Manteuffel mit der neugebildeten Südarmee heran und schnitt dem französischen Heere den Rückweg ab. Diesem blieb nun kein anderer Ausweg, als in die Schweiz zu flüchten und dort, noch 83 000 Mann stark, die Waffen niederzulegen. Um dieselbe Zeit — am 19. Januar — brach General Göben bei St. Ouentin
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'Dian sonnte die beleibigeitbe Anmaßung nicht weiter treiben. ;in würbevoller Weise würden die frechen Forderungen der Franzosen abgelehnt. In Paris entstanb barüber die größte Aufregung. Mit Zustimmung der Kammer erklärte Kaiser Napoleon ant 19. Juli 1870 bett Krieg an Prenßen. Das Pariser Bott und das französische Heer waren barüber hocherfreut, und „Nach Berlin! Nach Berlins" rief man übermütig in allen Straßen von Paris. Ein Heer von 350 000 Mann würde von erprobten Generalen nach der Ostgrenze Frankreichs geführt und nahm Stellung in zwei ausgebauten Linien. Die erste ging von Hagenau über Bitsch gegen Saarbrücken, die zweite von Nanzig Über Metz nach Diedenhofen. Der Plan war, daß der ltnke Flügel der ersten Linie in Norbbeutschlaub einbringen, der rechte Flügel zwischen Straßburg und Mannheim bett Rhein überschreiten und die sübbeutschen Staaten vor ihrer Bereinigung mit Preußen überwältigen sollte. _ . ^
Die preußische Regierung war längst überzeugt, daß Frankreich über kurz ober lang Krieg anfangen werde. Es war barunt alles wohl vorbereitet, sowohl im Norbbeutschen Bunde, als bet den sübbeutschen Bunbesgenossen; zwei Wochen nach der Kriegserklärung stauben 450 000 Mann aus allen (bauen Deutschlanbv an der französischen Grenze zwischen Trier und Lanbau, bereit, für Deutschlands Ehre in den Kamps zu ziehen. Und immer eilten noch neue Scharen von Wehrmännern zu den Fahnen, so daß balb weitere 100 000 Mattn nachrücken konnten. Etue Begeisterung, wie sie seit den Freiheitskriegen nicht mehr bage-wesen, herrschte allüberall in Deutschland; die gerechte Sache mußte siegen und unser Vaterlaub die laug ersehnte Einigung firtben.
Eine solche Schnelligkeit der deutschen Heerführung und eine so vollstäubige Einigung der Deutschen hatten die Franzosen nicht erwartet. Ihr Kriegsplan war vereitelt, ehe sie bessert Ausführung begonnen hatten. Die beutfche Streitmacht war in brei Armeen eingeteilt. Die erste Armee befehligte der General Steinmetz, die zweite der Prinz Friebrtch Karl, die dritte der Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen. Den Oberbefehl Über die ganze Macht führte König Wilhelm I. Den Plan zum Felbzuge hatte der General Moltfe entworfen.
■ Die britte Armee, Bayern, Württembergs, Babener und Preußen, errang beit ersten Sieg. Am 4. August erstürmten Preußen und Bayern Weißenburg, und ant 6. August schlug der Kronprinz mit seiner ganzen Macht die Franzosen unter dem Marsch all Mac Mahon bei Wörth bis zur Vernichtung. An bemselbett Tage kämpfte ein Teil der ersten Armee siegreich bei Saarbrücken. Die Höhen von Spichern würden, allerdings mit schweren Opfern, erstürmt und die Franzosen gezwungen, ans
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Extrahierte Ortsnamen: Paris Berlin Paris Frankreichs Hagenau Norbbeutschlaub Straßburg Mannheim Rhein Frankreich Norbbeutschen_Bunde Trier Deutschlands Deutschland Bayern Württembergs Bayern_Weißenburg Mahon
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mit Bismarck, konnte ihn jedoch nicht zur Gewährung günstigerer Bedingungen für sein Heer bewegen. Er wünschte eine Zusammenkunft mit König Wilhelm I., die dieser auch zugestand, jedoch erst nach Abschluß der Kapitulation. Diese erfolgte mittags um 12 Uhr. Das srauzösische Heer legte die Waffen nieder; 1 Marschall, 39 Generale, säst 3000 Offiziere und 83000 Mann*) wurden kriegsgefangen nach Deutschland geführt, 10 000 Pferde, 330 Feldgeschütze, 184 Festungsgeschütze, 70 Mitrailleusen fielen in die Hände der Sieger. Um 1 Uhr kam König Wilhelm mit dem gefangenen Kaiser in dem Schlößchen Bellevue bei Donchery zusammen. Der König schrieb darüber an seine Gemahlin: „Um 1 Uhr setzte ich mich mit Fritz in Bewegung, von der Kavallerie-Stabswache begleitet. Ich stieg vor dem Schlößchen ab, wo der Kaiser mir entgegenkam. Der Besuch währte eine Viertelstunde; wir waren beide sehr bewegt Über dieses Wiedersehen. Was ich alles empfand, nachdem ich noch vor drei Jahren Napoleon auf dem Gipfel feiner Macht gesehen hatte, kann ich nicht beschreiben." Dem gefangenen Kaiser wurde das Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel zum Aufenthalte angewiesen.
Straßburg, Metz, Paris. Nach dem herrlichen Siege von Sedan hofften und wünschten die Deutschen, daß der Krieg so bald als möglich durch einen ehrenvollen Frieden abgeschlossen werde. Allein er begann von neuem. Auf die Nachricht von der Niederlage und Gefangenschaft Napoleons wurde in Paris die Republik ausgerufen. Die Kaiserin Eugenie, seit Napoleons Abwesenheit Regentin, verließ mit den Ministern die Stadt; das Kaiserreich war zu Ende. Die republikanische Regierung knüpfte Friedensunterhandlungen an; als aber König Wilhelm I. die Abtretung von Elsaß und Deutsch-Lothringen forderte, beschloß sie, den Krieg fortzusetzen.
Wenige Tage nach der Schlacht bei Wörth erhielt ein Teil der dritten Armee, hauptsächlich Badener, die Aufgabe, Straßburg zu nehmen. Da dies weder durch Überrumpelung, noch durch Einschließung möglich war, mußte man zur förmlichen Belagerung schreiten. Das Belagerungsheer wurde von General Werder befehligt. Am 12. August wurde die Stadt eingeschlossen, und die folgenden 46 Tage hatte sie alle Schrecken der Belagerung auszustehen, so am 18. August und wieder am 23. und in der Nacht zum 24. eine heftige Beschießung. Der französische Kommandant Uhrich verweigerte hartnäckig die Übergabe. Am 26. September hatten die Belagerer 40 Batterien errichtet; in denselben waren 119 gezogene Kanonen, 42 schwere und 40 kleine
*) Ohne die 20 000 Mann, die während des Kampfes gefangen worden waren.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm_I. Wilhelm Fritz Napoleon Metz Napoleons Eugenie Napoleons Wilhelm_I. August August
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